Dagegen kann man etwas tun
Niemand muss sich genieren, Angst zu haben. Sie ist ein wichtiges Lebensgefühl und kann auch ganz nützlich sein, als Anstoß für Veränderungen zum Beispiel oder um die Sinne für Warnsignale wach zu halten. Angst kennt jeder, wenngleich jeder seine Angstschwelle anders definiert. Doch lassen Sie die Angst nicht so groß werden, dass sie ihre Schatten auf alle Seiten des Lebens wirft.
Die Angst vor dem Zahnarzt kann man in den Griff bekommen. Wenn man es will.
Was ist eigentlich Angst?
- Es gibt Angst, die taucht immer nur in bestimmten Situationen auf – sie wird Realangst oder gelernte Angst genannt und beruht auf gemachten Erfahrungen.
- Angst kann jeden von uns spontan und scheinbar ohne Anlass “überfallen”. Das ist die irrationale Angst, die man nicht wollte, die mann nicht selbst gemacht hat. Betroffene haben oft das Gefühl, die Angst habe sich aus dem Nichts auf sie übertragen.
- Dann gibt es die sogenannte Lernangst. Sie beruht nicht auf auf eigenen Erfahrungen, sondern erwächst aus Erzählungen anderer über ihre Ängste oder Erlebnisse. Neuere Studienergebnisse haben ergeben, dass die weitaus meisten Patienten dieser Lernangst aufgesessen sind, besonders Kinder verarbeiten Erzählungen über Angst sehr intensiv.
- Nur ganz selten spielt im Zusammenhang mit dem Zahnarzt Lebensangst – oder Vitalangst – eine Rolle.
Allen Ängsten gemeinsam ist, dass sie wachsen mit jedem Stückchen Zeit, das Sie ihr lassen. Den Zahnarztbesuch vor sich herschieben bedeutet also nicht nur, seine Schmerzen und Beschwerden, sondern auch seine Angst immer größer werden zu lassen.
Geben Sie Ihrem Zahnarzt eine Chance
Auch Zahnärzte stehen unter Anspannung, wenn sie sich bei Kollegen in Behandlung begeben, die meisten haben durchaus eigene Schmerzerfahrungen gemacht. Ihr Zahnarzt weissalso, was er bei seinen Patienten auslösen kann. Dieses Wissenwird den Zahnarzt nicht hindern, fachmännisch gut zu arbeiten. Doch es baut sich Anspannungauf, je mehr der Zahnarzt mit unberechenbaren Reaktionen eines Angstpatienten rechnen muss, mit Aggressionenkonfrontiert, bei jeder Handlung in eine Diskussion verwickelt wird oder wieder mal eine Behandlung nicht bis zum Ende durchführen kann. Haben sich auf beiden Seiten Vorurteile über den jeweils anderen Menschen aufgebaut und warten sowohl Zahnarzt als auch Patient darauf, dass sich das Vorurteil auch ja bei jedem Termin erfüllt, dann ist die Vertrauensbeziehung an ihrem Knackpunkt angekommen. Höchste Zeit für ein Gespräch, vor allem, wenn das Praxisteam von Ihrer Angst nichts ahnt. Geben Sie dem Zahnarzt und seinem team die Chance, sich auf Ihre individuelle Behandlung einzustellen, Sie kennenzulernen. Geduld und Vertrauen wachsen nicht im Schnelldurchlauf und sind auch keine Einbahnstra?e zwischen Patient und Zahnarzt.
Wie Sie der Angst auf die Spur kommen
1. Gestatten Sie sich, Angst zu haben. Es ist ja ein natürliches Gefühl.
2. Versuchen Sie, die beklemmenden Momente einzugrenzen. Lassen Sie dafür einmal in Gedanken einen Zahnarztbesuch ablaufen und merken Sie sich genau, an welcher Stelle Angst ins Spiel kommt. Ist es schon beim Termin-Telefonat oder beim Betreten der Praxis? Geschiet die Veränderung im Wartezimmer oder erst im Behandlungszimmer? Haben Sie Angst vor “dem Zahnarzt” oder vor der Behandlung? Fürchten Sie sich vor der Diagnose oder davor, dass eine Spritze notwendig werden könnte?
3. Versuchen Sie die Angst zu benennnen oder zuzuordnen. Lassen Sie die entsprechende Szene Revue passieren und finden Sie heraus, was der Auslöser – auch Anker genannt – war: bestimmte Gegenstände? Geräusche, Gerüche, bestimmte Handlungen? Das Licht? Der Lippen- oder Mundkontakt mit bestimmten Materialien?
4. Hatten Sie bei ihren Überlegungen das Gefühl, gespannt zu sein, ob ein bestimmtes Ereignis eintritt? Ist der befürchtete Schmerz der Angstauslöser? Oder ist es das Gefühl, nicht zus ehen, was mit Ihnen passiert? Gibt es andere Situationen als den Zahnarztbesuch, in denen Sie eine ähnliche Beklemmung erleben?
Mit diesen Überlegungen erreichen Sie schon einiges – Sie können Ihre Angst lokalisieren, zerlegen das scheinbar riesengroße Problem in normale Abschnitte und in die Abschnitte, die Ihnen Unbehagen, Beklemmung und letztlich Angst bereiten. Versuchen Sie auch einmal, die Angst zu vergleichen. Gibt es ähnliche Angst für andere Menschen in anderen Situationen? Überlegen Sie, welche Angst Sie zum Beispiel nicht haben oder nicht haben möchten, weil Sie diese als eine noch viel schwerere Last für Betroffene ansehen. Wer seine Angst einordnen kann, weiß sich auf jeden Fall nicht mehr allein mit diesem bedrückenden Gefühl.